Hintergrund:
Seit 2005 existiert in Lauenburg ein Einzelhandelskonzept, das von der BulwienGesaAG im Auftrag der Stadt Lauenburg/Elbe erstellt wurde und seitdem auch regelmäßig aktualisiert wird. Neben vielen anderen Dingen ist darin u.a. geregelt, welche Produkte in welchen Bereichen der Stadt angeboten werden sollten. So sind bestimmte Produkte, auch Sortimente genannt, der Innenstadt vorbehalten, andere wiederum auch für die „grüne Wiese“ zulässig, bspw. Markisen.
Teil des Einzelhandelskonzepts war zuletzt auch die sogenannte Marktgalerie unter der Federführung des Projektentwicklers Frank W. Kiefaber, welches letztes Jahr nach sieben Jahren ernsthafter Planung endgültig scheiterte. Stattdessen soll nun ein Investorenauswahlverfahren bzw. -wettbewerb klären, was auf der Grünfläche im Stadtzentrum passieren kann und soll.
Der Lauenburger Famila-Markt möchte an seinem Standort seit einiger Zeit Sortimente anbieten, die laut den Einzelhandelskonzept der Innenstadt vorbehalten sind. Inwiefern nun Famila erlaubt werden soll, vom Einzelhandelskonzept abzuweichen, ist Gegenstand der politischen Diskussion.
Linksbündig findet sich jeweils ein Argument für die Aufhebung der Sortimentsbeschränkung, rechtsbündig dagegen.
Die gängigen Argumente:
Durch die Coronakrise und dem stark gewachsenen Internethandel ist der klassische Einzelhandel stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Idee, bestimmte Sortimente nun in der Innenstadt ansiedeln und halten zu können, ist damit zum Scheitern verurteilt.
Dem Internethandel ist nur mit einem starken Angebot vor Ort entgegenzuwirken, das einen Mehrwert, also bspw. Beratung, bietet. Den Schutz der Innenstadt aufzugeben, bedeutet, ein Angebot, das dem Internethandel Paroli bieten kann, im Keim zu ersticken. Stattdessen muss die Innenstadt gezielt gefördert werden, über die Sortimentsbeschränkung hinaus!
Der Schutz von Sortimenten ist eine Wette auf die Zukunft. Famila bietet sicher an, das Angebot zu erweitern. Stattdessen sollte sich in der Innenstadt auf öffentliche Einrichtungen, Gastronomie und Kultur konzentriert werden.
Famila liegt auf der berühmten „Grünen Wiese“. Der Trend, dort Gewerbe des täglichen Bedarfs anzusiedeln, hat sich allgemein als Fehler erwiesen, da er übermäßig stark das Gewerbe in der Stadt, insbesondere die kleinen Läden, zerstört. Auch ist Famila praktisch nur mit dem Auto erreichbar. Diesen Standort zu stärken heißt also, mehr Verkehr zu provozieren. Ziel müsste es sein, dass alle Lauenburger*innen ihre Einkäufe idealerweise ohne Auto erledigen können.
Die zu schützenden Sortimente sind teilweise gar nicht mehr in der Innenstadt vorhanden. Zu schützen, was es nicht (mehr) gibt, ergibt keinen Sinn.
Anonyme Großsortimente, die durch eine Sortimentsaufgabe entstehen würden, sind keine Alternative. Auf Dauer überlebt nur, was mehr bietet als der schnelle Kauf im Internet. Ebenso liegt das touristische Zentrum Lauenburgs an der Südseite der Stadt. Wenn Tourist*innen ausschließlich zum Anschauen der Altstadt kommen, haben wir nur Probleme, keine Gewinne, durch den Tourismus.
Famila braucht die Erweiterung, um wirtschaftlich zu überleben. Die Erweiterung zu verweigern, riskiert Arbeitsplätze.
Laut Einzelhandelsgutachten sind wir in Lauenburg mit sogenannten Vollsortimentern überversorgt. Über kurz oder lang wird wahrscheinlich mindestens ein Markt schließen, egal, was wir tun. Im Zweifel ist die Erweiterung also nur ein Am-Leben-Halten statt einer echten Revitalisierung. Auch wissen wir nicht, welche Qualität die Arbeitsplätze bei Famila haben: Welcher Stundenlohn wird gezahlt? Welche Arbeitsbedingungen herrschen vor? Außerdem darf Famila bereits zahlreiche Sortimente ansiedeln, möchte es nur nicht.
Die gängigen Supermärkte hat jeder in der Region, Famila ist ein Alleinstellungsmerkmal.
Ein weiterer Famila ist bereits in Geesthacht zu finden, darüber hinaus gibt es auch in Mölln einen. Auch ergibt sich durch die weitgehend identischen Sortimente kein Mehrwert hinsichtlich des Angebots, wenn man einen Famila-Markt vor Ort hat und dazu alle anderen. Ergänzend dazu ist festzustellen, dass Kund:innen aus dem Umland dann auch tatsächlich nur Famila aufsuchen und danach wieder das Lauenburger Stadtgebiet verlassen. Sie haben also keinen positiven Effekt auf die Stadt ingesamt.